Runddeckeltruhe aus Eiche restaurieren oder so belassen?

[NiSch]

Hallo zusammen,

ich habe mir vor Kurzem eine antike Massivholztruhe angeschafft und bin nun am Überlegen, ob bzw. wie ich sie ggf. restaurieren könnte/sollte. Bei meinen Recherchen im Internet bin ich auf dieses Forum gestoßen und habe es bereits durchforstet. Dabei bin ich durch ältere Beiträge schon ein gutes Stück weiter gekommen, aber bevor ich jetzt irgendwas mit der Truhe mache, was vielleicht kontraproduktiv ist, würde ich gerne noch mal ein paar weitere Meinungen einholen. Deshalb hier jetzt alle Infos zur Truhe, soweit ich sie kenne/vermute und Bilder dazu:

Größe: 127x77x62 cm (BxHxT)
Massivholz (sehr schwer, vermutlich Eiche)
Oberfläche glatt, wirkt unbehandelt (kein Wachs oder Lack), der Deckel besteht aus lauter Rillen
Maserung verläuft quer von links nach rechts
Sämtliche Verbindungen sind aus Holz (Zapfen/Dübel/Verzahnungen)
Griffe und Scharniere aus Eisen, schwarz angelaufen, Scharniere sind mit handgeschmiedeten Nägeln befestigt, die innen umgebogen sind
Vorderseite mit Schnitzereien und angenagelten Ornamenten
Am Schloss befinden sich silberne Schlitzschrauben, die neuer aussehen, und ebenfalls handgeschmiedete Eisennägel
Schlüssel vorhanden
Typ Rundeckeltruhe, Reisetruhe, Aussteuertruhe
Herstellung vermutlich zwischen 1790 und 1890 (könnte sie auch älter sein?)
Standort: Hattingen (Ruhr)
Geplanter Verwendungszweck: authentische Lagerung von historischer Kleidung

Ich habe die Truhe einmal gründlich gereinigt mit einem speziellen Holzpflegemittel für Antikmöbel. Die Oberflächen sind glatt und ich würde die Truhe auch grundsätzlich so belassen wollen. Jedoch hat sie einige Risse, bei denen ich überlege, sie auszuspanen. Würde es das Leben der Truhe verlängern, wenn ich das mache oder sollte ich die Risse lieber so lassen? Am rechten Deckelrand sieht man, dass da schon mal was eingesetzt wurde.

Und an der Seite hat wohl mal jemand versucht, abzubeizen oder zu schleifen. Das fällt ziemlich auf. Meint ihr, das könnte man schonend restaurieren und bekommt den gleichen Farbton hin wie bei der restlichen Truhe? Also mein Ziel wäre, sie so authentisch wie möglich in einem guten Zustand zu erhalten. Da ich innen Kleidung lagern möchte, die nicht an Splittern hängen bleiben soll, überlege ich, die Innenflächen mit Schleifpapier zu glätten und anschließend noch mal die Holzpflege als Schutz aufzutragen. Oder wäre es besser, auch innen alles so zu lassen und lieber Schrankpapier hineinzulegen?

Bei den Ornamenten sieht das rechte anders aus als das linke. Eines wurde also vermutlich mal ersetzt. Am Schlüsselloch wurde mal eine Schadstelle mit flüssigem Metall (Eisen? Silber?) ausgebessert.

Kennt sich jemand mit dem Stil der Truhe aus und könnte den Zeitraum der Herstellung etwas genauer eingrenzen? Sind diese Blumenornamente in einer bestimmten Epoche Standard gewesen? So einen gerillten Deckel habe ich bisher noch nirgendwo entdecken können.

Ich kenne mich ansonsten besser mit Kostümgeschichte, antiquarischen Büchern und Puppenhäusern aus. Falls also mal jemand eine Frage zu einem Fundstück aus diesen Bereichen hat, gebe ich gerne Rückmeldung.

Ich freue mich auf den Austausch, herzlichen Dank schon mal für eure Zeit

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[NiSch]

Weitere Bilder

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[NiSch]

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12_Holztruhe_Scharnier_innen.jpeg (493.16 KiB) 344 mal betrachtet

[Schmidtchen]

So wie ich das sehe, ist an den Seiten eine Bierlasur oder so etwas ähnliches aufgebracht.
Vorne ist das nicht.
In soweit kannst du das an den Seiten ruhig auch entfernen, dann ist es gleich mit der Vorderseite.
Ansonsten sieht die doch ganz gut aus.
Diese Zinkschrauben passen natürlich gar nicht, entweder ersetzen oder mach schwarze Farbe drauf, damit man weder Zink noch Schlitz sieht.
Innen ist natürlich ein Problem, wenn du Holzöle nimmst und dann Kleidung drin lagerst.
Dann vielleicht besser mit Stoff ausschlagen.
Vom Alter würde ich nicht älter als 1850 schätzen.
Die Front könnte wesentlich später neu bearbeitet sein und diese Schnitzereien bekommen haben. In dem Zusammenhang dann vielleicht auch die Rillen dazu.
Da wäre ich mir nicht sicher.

[NiSch]

Herzlichen Dank für die umgehende Antwort!
Wie bekommt man denn Bierlasur schonend runter?

[Schmidtchen]

Ich würde es erstmal mit Alkohol versuchen, falls da Schellack dabei ist, ansonsten dann ablaugen
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Da die Front aber eh schon überarbeitet wurde, kannst du es theoretisch auch abschleifen.
Da schimpfen zwar bestimmt wieder einige hier, aber es ist ja eh nicht mehr der originale Zustand.
So what?
Aber das muss jeder für sich selbst entscheiden, es muss dir ja auch nachher gefallen.

[thalasseus]

Hallo zusammen,

Vom Alter würde ich nicht älter als 1850 schätzen.

jaaa... ich sehe deinen Punkt, da wirkt doch manches nach etwas vorgerücktem 19., - allerdings...
- die konischen Vierkanfüße..
- das Rillenornament..
- die Schmuckleiste (kein Perl-oder Eierstab aber irgendwas in der Richtung, leider grad kein Begriff zur Hand) und die Felderung mit den Blüten in der Raute: alles scheint's aus dem Vollen geschnitzt
--> Hmm, da deutet doch einiges auch auf ein Louis-Seize-Stück, vielleicht auch bis frühes 19. Jht?
Als Vergleich schnell, wenn auch keine Truhen:
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Da passen natürlich prinzipiell auch die Beschläge ganz gut, allerdings, ob die (komplett? überhaupt?) original sind? Die beiden in der Deckelzarge sind ja ohne Funktion und scheinen für mich irgendwie doch etwas willkürlich dort eingesetzt. Schloss u nSchrauben natürlich neu, klar. Einige geschmiedete Nägel sind aber wohl vorhanden. Aber ich bin mir auch unsicher, vielleicht noch ein Fall für die Möbel-Spezis:-)
LG thal

[Schmidtchen]

Die geschmiedeten Nägel sehen für mich aber eher wie welche aus, wie sie bis heute noch zu kaufen gibt und gerade auf Stücken aus den 60ern zu finden sind.
Hier ein Beispiel von mir

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Du meinst also die Schnitzerei ist original.
Ich war mir unsicher.
Ich vertraue da aber deinem Fachwissen.