Schmidtchen hat geschrieben: ↑Montag 5. Mai 2025, 15:09
Das Wichtigste beim Verkauf ist ja, dass die Objekte gefunden werden.
ähm - ja, aber doch nicht so. Das ist genau das, worüber hier so oft gesprochen und auch gegen angegangen wird: richtige Ein- und Zuordnung. Und nicht das noch immer wieder und auch Weiterverbreiten von alternativen Realitäten, wie vermeintlich werbewirksamem Jugendstil, dem man die 1950er schon von weitem ansieht. Wer Ahnung hat und Kernzeit-Gründerzeit-Möbel möchte, antike, 19. Jh hat doch keine Lust sich dabei dauernd mit den späteren konfrontiert zu sehen. Und wer weniger Plan hat, und sich so etwas halt unter den falschen Beschreibungen und Voraussetzungen kauft, wird schlicht betrogen. So einfach ist das und das zu machen oder dem Vorschub zu leisten ist:
daneben. Im Zweifel immer besser

- nur die Selbstzweifel muss man ja auch erstmal haben
Innerhalb einer Zeitperiode kann es halt auch verschiedene Stile geben: da muss man doch das eine vom anderen auch noch wieder trennen. Wenn man die erweiterte Gründerzeit ansetzt, gibt es anfänglich noch Reste von Napoleon III, dann die ganzen Neo- Spielarten im Historismus, Revivals. Dazu kommen Einflüsse aus der Kunst wie Japonismus und um 1900 Jugendstil und Art Nouveau; die verschiedenen regionalen Sezessionen mit unterschiedlichen Laufzeiten; ab 1908/10 setzt der Reformstil als Vorläufer von Neuer Sachlichkeit und Bauhaus etc. ein. Nach dem WKI gehen die Trends halt weiter, in Frankreich ab so 1925 Art Déco. Und in DE teilen sich um die Zeit die Strömungen in drei, vier ganz unterschiedliche Richtungen und Ausprägungen.
Eine davon ist die mit solchen Mammuts. Zuerst das Übliche: wir sind wieder wer. Dann aber wurde es schlimmer, nämlich: wir sind diejenigen welchen. Wagnerwahngrößen erschienen und bauten monumental, darin entsprechendes massives Mobiliar der mächtigen Männer. Dazu das fette Goldrandgeschirr im Barockoko, die Urgemütlichkeit mit Hirschkopf an der Wand der ewig Gestrigen und das geplant bis in alle Ewigkeit .. ach was weiß ich, das wird mir für hier ein zu heißes Pflaster.
Ich kenne keine irgendwie geartete einheitliche Bezeichnung, keinen Stil-Begriff
dafür. Weder auf Deutsch (notdürftig: Historismus Revival) noch in einer anderen Sprache. Es befasst(e) sich auch keiner so wirklich damit. Die kulturhistorischen Betrachtungen des Nachhinein drehen sich im Wesentlichen um Bauhaus und Moderne und die damals offiziell unerwünschte Kunst & Künstler etc.; allenfalls Art Déco Design-Adaptionen. In DE gibt es 'Stil' erst richtig wieder beginnend mit der spindelbeinigen Nierentischzeit.
Man kann solche Herrenzimmer am ehesten auf historischen Fotos sehen, denn in 'normalen', damals eben modernen Wohnzeitschriften tauchen die auch gar nicht auf. Gelegentlich um 1930, aber wenig. Im Gegenteil, taucht man ein in die Bilderwelt folgender aus 1937 - das ist ein anderer mainstream und sowas von chic & cool wie nur was, heiter & sehr elegant
[Gäste sehen keine Links]
Fakt ist: Dinge sind der Spiegel ihrer Zeit. Spiegel bedeutet auch Reflektieren. Geschichte versuchen zu verstehen und Zusammenhänge herstellen zu können hat auch genau damit was zu tun. Und so kann man auch lernen zu unterscheiden, was in etwa wohin gehört und warum ...