Kuriertasche, Postbote, Kassenbote, Feldbote - diese Begriffe habe ich auch vergeblich abgegrast.
Deine Tasche erinnert mich an etwas, das ich letztens las: "Christian Täge's ... Lebensgeschichte", geschrieben 1804 von dem Biographen Gerber. Das Buch ist digitalisiert, ich besitze einen Ausdruck. Der Biograph schildert (u.a.) eine Studentenrevolte ("Tumult") im Jahr 1750 in den Universtätsstädten Halle und Jena. Die Obrigkeit wagt nicht, in die Masse der Studenten schießen zu lassen, weil sich darunter viele junge Adelige und junge Männer aus besten Kreisen befinden. Sie fragt in Berlin um Rat. Vom König kommt der Befehl, den Studenten das Tragen ihrer Degen zu verbieten. Das kränkt die Studenten zutiefst und sie tragen nun Spazierstöcke, mit Trauerflor umhängt. Andere schultern ihre in Riemen geschnallten Bücher und Hefte über den Rücken wie Schulranzen: Eine Ironie und ein demonstrativer Akt, weil sie sich ohne ihre Degen herabgewürdigt fühlen zu Schulkindern.
Deine Tasche gäbe exakt so ein studentisches Bücherbündel ab, und zwar eins der vornehmeren Art mit Leder und Regenschutz. Auf die Grundfläche kann man ein paar Bücher und Hefte stapeln, mit den weichen Schutzklappen-Laschen umschließen und festschnallen. Das Verriegeln des Schlosses zieht die Gurte an und hält sie fest. Deine Tasche ist wohl kaum in Halle und Jena dabeigewesen. Aber 100 oder 150 Jahre alt könnte sie durchaus sein.
Grüße
Emmi