Moin,
der zum Himmel gerichtete Blick ist in ein paar Bibelstellen Thema, Joh 11:41 etwa, noch etwas griffiger noch in Joh 17:1.
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Gottvertrauen-Gottnatur-Vertrauen in die Auferstehung sind da bestimmt zentrale Bedeutungen, wenn man das so kurz fassen kann. Auch als Zeichen der Christus-Nachfolge gibt es diesen Blick dann auch bei vielen Heiligendarstellungen, aber ich stimme da absolut zu, dass das ziemlich sicher ein Christus ist. Sonst gäbe es mit Sicherheit irgendein Attribut.
Für diesen Himmelwärtsblicke ist zB Guido Reni bekannt, aber ich glaube nicht, dass es so alt ist.
Ich finde die Qualität allerdings ziemlich gut. Und sehr schwierig einzuordnen - bin ich ganz bei euch.
Wir hatten das Zum-Himmel-Blicken-Thema inkl Christustypus übrigens schon einmal letztes Jahr:
viewtopic.php?t=31071
@lins hat da die Nazarener erwähnt - und ich würde es mal versuchsweise gaaanz vorsichtig in diesen Umkreis hineinstellen; Düsseldorfer Schule evtl., Mitte des 19. Jahrunderts usw. Wir haben keinen ausdrücklichen Antiken-, aber einen sehr deutlichen Renaissancebezug, das Altmeisterliche (auch ein bisschen Altdeutsche), ein verhaltenes Pathos, dabei einen doch nicht ganz abgehoben-vergeistigten wie im Barock oder leidenden sondern eher nahbar-realistischen Christus. Oder so.
Trotzdem. Ich würde es gegenwärtig nicht ganz ausschließen, dass es doch älter ist -- das Gewand mit dem Faltenwurf, die feinen Bartlocken... tja und der Zustand mit den Fehlstellen, - das wirkt beinah so wie das aus barocken Bildern bekannte "Durchwachsen" des dunklen Bolusgrundes resp. Verblassen und Verändern bestimmter Pigmente. Vielleicht ist es auch einfach nur berieben. Und die Möglichkeit, dass das Bild aus einer ehemaligen Altartafel zurechtgeschnitten wurde, würde ich auch nicht ganz ausschließen (trotz der angefasten Kanten).
Persönlich würde ich es wohl zu einer guten Restauratoren-Werkstatt tragen und die mal draufgucken lassen. Finde es schon ganz vielversprechend
LG thal