Hallo Gudrun,
gudrund hat geschrieben: ↑Freitag 25. April 2025, 11:04
Wenn ja, wo genau sind die (Qualitäts-)Unterschiede zwischen oben und unten,
Tut mir leid, wenn mein Beitrag etwas flappsig-barsch wirkte, das sollte er gar nicht. Selbstverständlich wollte ich nicht die Erfahrung oder das Wissen Deines Gatten anzweifeln, wie käme ich denn dazu. Insofern muss auch nichts verteidigt werden. Es ist, im Gegenteil, sehr schön, wenn Mit-Diskutierende hier ihre Erfahrung oder die anderer Experten einbringen. Nachweise und Beglaubigungen braucht es gar nicht, (und ich glaube selbstverständlich allen ihre Qualifikationen), weil es ja um die Sache geht. Die Beobachtung oder das Argument sollte sich an dem befragten Objekt bewähren, ist zumindest meine Idealvorstellung. @Chrispie schrieb es im Prinzip schon.
Wir müssen hier keine strengen wissenschaftlichen Standards einhalten, es gibt im Wesentlichen nur die Foren-Regeln. Es darf salopp sein. Und aus dem Bauch heraus, vermutet, eingeworfen usw., - kein Problem. Trotzdem ist ist es in meiner bescheidenen Sicht hier auch ein bisschen eine gemeinsame Wahrheitsfindung: gemeinsame Beobachtung, Entdeckung, Recherche, Argumentation, Begründung, Urteilsfindung oder -Verwefung. Schon ein ein kleines bisschen was von Wissens-Vermehrung. Es soll gar nichts auf Deubel komm raus angezweifelt werden müssen, keine Rede davon. Aber die Möglichkeit sollte schon bestehen. Im Prinzip, nur im Prinzip. Und dazu muss der Weg des Gedankens von der Beobachtung zur Aussage eben transparent und für die (ja öffentliche) Runde hier nachvollziehbar sein.
Es ist auch nicht alleine das Bezweifeln: Es könnten ja auch Ergänzungen, Erläuterungen, weitergehende Beobachtungen, interessante Querverweise, etc. pp. geschehen. Aber halt nur, wenn klar wird, woran eine Aussage festgemacht wird.
Ich will damit bestimmt nicht sagen, dass Du das nicht bereits schon tust, Du schriebst es ja auch selbst. Also wie gesagt keine Kritik, nur Idealvorstellung. Ich finde, Du bemühst Dich in Deinen Beiträgen doch schon sehr erfolgreich darum, Details in Worte zu fassen. Verläufe von Signaturen, Leinwandknicke, Malweisen und so weiter. Und daher behaupte ich (mit vielleicht ein bisschen anderer Meinung: Doch, das geht schon, das Einfach-Sehen und die Herleitung dann in Worte fassen. Denn mit dem Aufploppen der Erkenntnis im Kopf ist doch der entstandene Begriff schon mit der gesammelten Erfahrung verbunden. Das Begriffliche dann herauszuklauben, ist mühsam, das gebe ich zu, sonst würden die armen Studierenden weniger über ihren Hausarbeiten stöhnen. Aber es kann ja gut und gerne knapp und in einfachen Worten sein. Nichts anderes tun doch die angeführten ExpertInnen von Kunst und Krempel, da werden doch auch immer kurze Begründungen mitgeliefert, à la: "Sehen Sie hier, - die Schrupphobel-Spuren auf der Rückwand sind ein weiteres Indiz für eine frühe Entstehung" oder so.
Versammeln wir doch mal bildlich die StudentInnen um das Bett mit dem Patienten. Es muss untersucht, diagnostiziert und gelernt werden. Da zückt einer das Lehrbuch und beginnt: "Also nach Kränkelmann&Eisenwurz ist das allgemeine Krankheitsbild...", da unterbricht ihn die hochgeachtete Dozentin, Professorin Dr. Dr. Zipperfein und donnert: Nein! Den Kränkelwurz&Eisenmann haben sie alle in- und auswendig gelernt, will ich hoffen! Jetzt widmen wir uns dem konkreten Fall! Der Patient hat schweren Schluckauf, schmerzende Ohrläppchen, die Haare stehen zu Berge und das Gesicht weist 37 blaue Punkte auf. Was scließen sie daraus? Benutzen sie ihre Augen und ihren Verstand, zum Donnerwetter! Untersuchungen!? Diagnose!? Therapie!?" Natürlich hat Professorin Dr. Dr. Zipperfein da längst einen Verdacht, aber: Zum Einen gönnt sie ihre Studentinnen das Erfolgserlebnis, zum anderen, Hergottnochmal, ist dieser Fall wirklich zu ernst, um ihn nicht mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln abzusichern. Schließlich geht es um nichts geringeres als die biduminale Ampufrikation der Körperhäften! Schüchtern meldet sich Klärchen Schnutenbrink, 7. Semester: "Könnte man nicht, ich meine, wenn alle anderen Indizien dagegen sprechen, oder auch generell, ich meine, könnte man nicht einen rectografischen Holoscan der Meridianregion durchführen??" Scharf fixieren sie die blitzenden Augen der Professorin, während sich Klärchen halb hinter ihrem Kommilitonen versteckt. Schließlich bricht Zipperfein das gespannte Schweigen: "Brillant, Frau Schnutenbrink! Genau - das - sollten wir tun!" Gemeinsam drehen sie den Patienten auf die Seite (240 kg) und führen den Scan durch. Das Ergebnis. Ist... Negativ! Es muss nicht ampufrikationiert werden! "Den Stein konnte man sicher noch unten in der Pathologie hören", denkt Professorin Zipperfein erleichtert. Heute Abend werden sie sich daheim die Flasche Rotwein gönnen, die noch von ihrem lange zurückliegenden Südfrankreich-Urlaub übrig geblieben ist...
(sorry, es ging mit mir durch...)
Also, ich wollte dir wirklich nicht zu nahe treten und entschuldige mich, wenn das doch passiert ist! Es ist ernst gemeint, dass ich mich freuen würde, noch mehr von dir bzw. den Erkenntnissen deines Mannes zu lesen!
freundliche Grüße, thal
(und für alle: entschuldigt bitte den Sermon..)
