Moin liebes Forum,
versuche hier mal, vllt. auch etwas "offtopic", eine Lanze zu brechen - kitschig, fummelig, albern, von gestern, Kaufhauskram aus den 60ern, Einschmelzware, usw...
Rosen-Bestecke...

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Warum gerade die Rose?
Ein zartes, duftendes, aufblühendes Etwas nach einer sehr dunklen Zeit - doch auch gerade, aufrecht stehend mit Dornen wehrhaft - vllt. gerade deshalb ein Synonym, ein Abbild der Nachkriegszeit, 50er, 60er, der Wirtschaftswunderjahre - igw. damit auch ein Teil unserer Geschichte.
Ok, ich bin Hildesheimer und schon als kleiner Pöks vor einem halben Jahrhundert in Lederhosen hier am 1000-jährigen Rosenstock herumgeturnt - dennoch hatte ich bis vor einigen Jahren mit den "Bestecken" gar nichts am Hut.

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(Rosenstock Hildesheim, Öl/LW, Martha Hegner, 1900)
Mein Zugang war zuerst tatsächlich eher pekuniärer Natur.
Als vor einigen Jahren der Silberpreis bei 35 ct/g und tlw. niedriger lag, habe ich angefangen, meist online, unbesehen alle möglichen "Silberschrottkonvolute" aufzukaufen.
In fast allen dieser Lieferungen waren Rosen-Bestecke, oft vollständige Sets in gutem Zustand, dabei. War dann der Anfang einer Sammelleidenschaft dieser Muster, die sich zurzeit auf mehrere tausend Teilchen von über 50 verschiedenen deutschen Silberschmieden und -manufakturen beläuft.
Mein "Style" ist das eigentlich nicht - ich bin eher der WMF-5000/Zurich-Typ - aber es gab hier innerhalb weniger Jahre in den 50er60ern einen Hype im Besteck-Bereich, um den kaum ein Hersteller/Lieferant/Händler herum kam - es wurden unzählige Designs selbst in den kleinsten Silberschmieden und Werkstätten entworfen und hergestellt.
Mit den Jahren des Sammelns habe ich immer mehr Gefallen an der gestalterischen Vielfalt des "simplen Rosenmusters" gefunden - teilweise natürlich gegossene Massenware, teilweise aber auch handgedengelte Stücke in Einzelfertigung...

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(Teilchenheber "Hildesheimer Rose", W. Märtens, Hildesheim)
Natürlich wurde das dann auch, vglb. mit den zig dahingepinselten Matterhörnern der "Kaufhauskunst", von der aufkommenden Versandhauskultur in Form von dünn versilbertem oder Edelstahlpress-Sets irgendwann in die billige Ramsch-Ecke geschoben.
Klar, zeitgeschichtlich sind bei Bestecken Spaten, Augsburger Faden, Altfaden, u.a. die bis heute zeitlosen Werkzeuge der Tischkultur - aber suchst du heute in einschlägigen Marktplätzen nach "800er Kaffeebesteck" findest du zig mal mehr Rosenbestecke als eben die vorgenannten.
Aber, muss das alles nun weg, weil eigentlich viel zu kitschig?
Gruß aus der Rosenstadt Hildesheim
Bernd